Mobilität

Die Stadt Gransee ist durch den Regionalexpress der Bahn im Stundentakt und die Bundesstraße 96 sehr gut erreichbar, innerhalb einer Stunde lassen sich viele Ziele im Berliner Raum erreichen. Es besteht zudem ein Netz von Busverbindungen, das die Region flächenhaft erschließt. Wegen der starken Zentrierung des Busfahrplans auf den Schülerverkehr entstehen jedoch zeitliche und räumliche Lücken in der Bedienung.

In solchen Lücken operiert der Granseer „BürgerBus“. Ein bürgerschaftlich organisiertes Angebot mit Kleinbussen ermöglicht es vor allem älteren und mobilitätseingeschränkten Einwohnern durch Fahrten in die Kernstadt, zum Beispiel für Einkäufe oder Arztbesuche, weiter in ihren ländlichen Heimatorten wohnen zu bleiben.
Dennoch ist in der Region eine erhebliche Zahl von Individualfahrten mit dem Kraftfahrzeug zu verzeichnen, vor allem private Fahrten, Fahrten von Pflegediensten, Kranken- und Behindertenfahrdiensten, Fahrten von Handwerkern, Zustelldiensten und mobilen Einzelhändlern sowie der Amtsverwaltung aus Gransee. Ein Radwegenetz wird weiter ausgebaut und dient vorrangig touristischen Zwecken, die Nutzung von Fahrrädern im Alltagsverkehr ist wegen der großen Entfernungen in der Region bislang wenig entwickelt.

Projektidee

Wenn schon in absehbarer Zeit die Kraftfahrzeugnutzung nicht merklich reduziert werden kann, so soll doch der Anteil von Fahrten mit unterbesetzten Fahrzeugen reduziert und das brachliegende Transportpotenzial genutzt werden. Auf diese Weise könnten eine gewisse Umweltentlastung und gleichzeitig ein erweitertes Angebot und ein höherer Komfort bei der Bedienung erreicht werden.

Mithilfe einer Mitfahr-App, eingebettet in die Regionale Plattform, soll die Koordinierung von Angebot (Mitfahrgelegenheiten) und Nachfrage (Mitfahranfragen) vereinfacht und eine mögliche Abrechnung (Anerkennungsgebühr) standardisiert werden. Vor Ort könnten feste Warteplätze, etwa durch gut sichtbare neue oder die Mitnutzung vorhandener Wartehäuschen, das digital basierte System real erkennbar machen.

Neben der Vermittlung individueller Mitfahrten könnten mit Hilfe der Mitfahr-App auch Anfragen und Angebote für Kleingruppen (Spieler und Betreuer im Sportbereich, Mitwirkende und Besucher im Kulturbereich, Fahrten zu Veranstaltungen oder Wahllokalen usw.) organisiert werden. Hier könnten auch Fahrzeuge des „BürgerBusses“, der karitativen Verbände und öffentlicher Träger einbezogen werden.

Durch eine bürgerschaftlich organisierte Umsetzung dieser Idee in einer bekannten, überschaubaren Region kann zum einen Akzeptanz hergestellt, zum anderen kann über die lokale Öffentlichkeit der Regionalen Plattform Sicherheit und Kontrolle der Abläufe gewährleistet werden.

Ziele

  • Erhöhung des individuell verfügbaren Transportangebots, um Angebote in der Stadt und der Region besser nutzbar zu machen und damit besser auszulasten
  • Nutzung des Transportpotenzials unterbesetzter Kraftfahrzeuge
  • Umweltentlastung durch Vermeidung von Parallelfahrten
  • Stärkung der regionalen Kooperation, Mobilisierung von Nachbarschafts- und Selbsthilfepotenzialen
  • Stabilisierung der Dörfer und Siedlungen als Wohnorte, durch Verbesserung der Mobilitäsangebote
  • Ergänzung des öffentlichen Verkehrsangebots (Umweltverbund) von Bahn und Bus
  • Vernetzung des Mitfahrangebots mit denen des „BürgerBusses“ und anderer Angebote
  • Umweltbildung, Thematisierung globaler Umweltthemen im lokalen Handeln

Projektbearbeitung

Im Bearbeitungs- und Diskussionsprozess der Stufe 2 des Wettbewerbs „Zukunftsstadt 2030+“ sollen Rahmenbedingungen und Machbarkeit gemeinschaftlich genutzter Automobilität ermittelt, in der lokalen Öffentlichkeit vertiefend diskutiert und umsetzungsreif vorbereitet werden. Hierzu sollen folgende Pakete bearbeitet werden:

Zusammenstellung und anschauliche Aufbereitung bereits bestehender (regionaler) Mitfahrsysteme mit Darstellung der funktionalen, administrativen und finanziellen Rahmenbedingungen (Best-Practice-Beispiele); nach Möglichkeit Kontaktaufnahme und Austausch mit Projektverantwortlichen; Zusammenstellung von übertragbaren Projektansätzen für die Region um Gransee

Zusammenstellung der verkehrlichen Rahmenbedingungen in der Region Gransee im Hinblick auf die Umsetzung einer Mitfahr-App; Einschätzung des Fahrtenpotenzials und der erwartbaren Nachfrage; Beurteilung von Vernetzungspotenzialen mit eingeführten (Bahn, Bus, „BürgerBus“, Rad) und innovativen Verkehrsträgern (z. B. Carsharing, E-Bike); Analyse gegebenenfalls entstehender Konkurrenzen

Ermittlung der Ansprüche (Wünsche, Vorbehalte usw.) unterschiedlicher Nutzergruppen in der Region (Jugendliche/Erwachsene/Senioren, Dorf-/Stadtbewohner, Anbieter/Nachfrager)

Expertengespräche zu den Rahmenbedingungen einer regionalen Mitfahr-App mit lokalen Akteuren im Verkehrsbereich (Busgesellschaft, „BürgerBus“-Verein, Taxi- und Fahrdienstbetreiber, Körperschaften mit Fahrzeugflotten z. B. Amts- und Kreisverwaltung, Kreisverband Rotes Kreuz, ebenso Lieferdienste, Gewerbetreibende usw.)

Darstellung spezifischer Anforderungen aus dem Bereich Mobilität an die Regionale Plattform hinsichtlich Funktionsumfang, Grafik und Einbettung

Entwurf einer an die regionalen Spezifika angepassten Mitfahr-App in Bezug auf Funktionsumfang, Grafik, Einbettung in die Regionale Plattform, Rechts- und Haftungsfragen, Abrechnung, verschiedene Modelle des Betriebs, Finanzierungsaufwand

Erörterung der Arbeitsergebnisse sowohl auf Expertenebene als auch öffentlich