Interviews

Insgesamt wurden 35 Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern des Amtes Gransee und Gemeinden geführt. Die Interviewfragen orientierten sich dabei an den Themen des Fragebogens. Im Ergebnis sind viele Anregungen und Hinweise gegeben worden, die sich zu großen Teilen mit den Ergebnissen der Fragebogenaktion decken. Es wurde jedoch Raum gegeben persönlicher auf einzelne Nachfragen zu antworten und Sachverhalte genauer zu erläutern. Insgesamt wurde wie bei den Fragebögen eine breite Themenvielfalt angesprochen. Die Schwerpunkte sind erwartungsgemäß dem Alter der Interviewten entsprechend unterschiedlich gelagert. Für ältere Befragte sind es vor allem die Mobilität im Alter und die gesundheitliche Versorgung, für jüngere die Arbeitsplatzsituation oder auch das Freizeitangebot für Jugendliche. Gemein ist allen die Verbundenheit zur Region, die Wertschätzung der Natur und Ruhe, aber auch die Bindung an die Familie.

Beispielhaft wird nachfolgend anhand des Fragenkatalogs näher auf die Antworten eingegangen.

Wohnen Sie gern im Amt Gransee und Gemeinden?

Diese Frage wurde zu großen Teilen mit „Ja“ beantwortet. Dabei schätzen die Menschen hier die Ruhe und Natur, das gemeinschaftliche Leben und den familiären Zusammenhalt. Viele sind mit der Region seit vielen Jahren verbunden, einige gerade wegen der genannten Vorteile hierher gezogen. Aber auch die Bedeutung der guten Anbindung nach Berlin, die ein Arbeiten in Berlin und ein Wohnen auf dem ruhigen Land ermöglicht, ist den Menschen bewusst.

Was macht die Lebensqualität hier aus? Was soll unbedingt erhalten bleiben?

Die momentane Versorgungssituation ist für viele ausreichend, wird aber gleichzeitig als wichtige Voraussetzung gesehen, in der Region zu bleiben. Daher ist ein Erhalt zwingend notwendig. Unterschiedlich wird die Mobilität gesehen. Für jüngere Befragte ist die Notwendigkeit, zur Arbeit oder zum Einkaufen in die Stadt zu fahren, selbstverständlich und akzeptabel, für die älteren wird es zunehmend schwerer, ihre Mobilität zu organisieren. Allgemein werden aber die sanierten Straßen und Wege, die sanierten Häuser in den Dörfern und in der Stadt als positiv für das Lebensgefühl bewertet. Vielen ist es wichtig, sich gemeinschaftlich oder ehrenamtlich zu engagieren, um an der Gemeinschaft und dem Lebensgefühl teilzuhaben.

Was fehlt hier an Lebensqualität? Was soll sich unbedingt ändern?

Als kritisch wird die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln gerade bei der Anbindung der Dörfer an die Stadt Gransee gesehen. Dies insbesondere im Hinblick auf ältere Menschen und deren medizinische Versorgung. Des Weiteren könnte in kultureller Hinsicht mehr angeboten werden bzw. sollte das, was vorhanden ist, auch stärker in Anspruch genommen und über das Jahr besser verteilt werden. Dazu fehlt es aber teilweise an adäquaten Räumen und Orten.

Können Sie sich vorstellen, im Jahre 2030 und danach im Amt Gransee und Gemeinden zu leben?

Diese Frage wurde von vielen mit „Ja“ beantwortet, weil sie sich bewusst oder aus familiären Gründen für die Region entschieden haben. Ob ein Leben dann in den Ortsteilen für ältere Menschen noch möglich ist, wird in Frage gestellt. Viele orientieren sich nach Gransee, da hier eine Versorgung vorhanden ist bzw. der Aufwand, ihre Mobilität und damit ihre Besorgungen zu organisieren, geringer ist.

Wie könnte Ihr Leben nach 2030 hier aussehen? Wie stellen sich Ihr Leben nach 2030 hier vor?

Einige können sich vorstellen, sich ehrenamtlich zu engagieren, zumal erkannt wird, dass ohne das Engagement des Einzelnen, weniger bis wenig bewirkt wird. Wichtig ist auch der Familienzusammenhalt und dazu bedarf es eines entsprechenden Angebotes an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Aber auch das Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche muss attraktiver werden, es fehlt zudem an Treffpunkten und Orten. Genannt wurde auch die neue Situation mit den Geflüchteten, die seit dem vergangenen Jahr in Gransee leben. Hier herrscht teilweise Unsicherheit darüber, wie eine Integration organisiert werden kann. Grundsätzlich werden die bisherigen Erfahrungen positiv bewertet.

Was müsste passieren bzw. sich verändern, damit Sie nach 2030 noch im Amt Gransee und Gemeinden leben möchten?

Auch hier bezieht man sich vor allem auf die medizinische Versorgung, die Möglichkeiten der Mobilität und Treffpunkte für Jugendliche. Immer wieder wird auch das Fehlen von Spielplätzen genannt.

Welche Entwicklungen erwarten Sie bis 2030 und danach im Bereich des Amtes bzw. in der Region?

Insgesamt werde die Technik einen immer größeren Einfluss auf das Leben haben. Der Umgang damit werde selbstverständlicher werden, allerdings verlasse man sich dann auch darauf. Die Generation, der noch ein persönlicher Kontakt wichtig ist, werde dann abgelöst sein. Erhofft wird beispielsweise, dass in Zukunft eine bürgernahe Verwaltung möglich ist, die auch direkt die Ortsteile miteinbezieht.

Was werden die größten Probleme in der Zukunft im Bereich des Amtes bzw. in der Region sein?

Auch hier sind die Mobilität und die medizinische Versorgung wieder Schwerpunkte. Aber auch die schulische Versorgung, der Erhalt von Arbeitsplätzen, ein attraktiver Einzelhandel sind den Menschen wichtig. Es wird eine Abwanderung von Jugendlichen befürchtet, ebenso der Rückgang persönlicher Kontakte und des Zusammenhalts.

Welche Chancen/Ressourcen hat die Amtsgemeinde bzw. die Region, um die Probleme der Zukunft zu lösen?

Als großer Vorteil werden die Nähe und die Anbindung nach Berlin gesehen. Aufgrund der vergleichsweise geringen Baulandpreise und der medialen Voraussetzung wird ein Zuzug aus Berlin erwartet. Deshalb sei es umso wichtiger, dass Freizeitangebote und Treffpunkte geschaffen werden bzw. die Anbindung der Dörfer an die Stadt Gransee erhalten und verbessert werde. Dabei wird die Mobilität und der daraus entstehende Verkehr nicht als Nachteil gesehen, sondern in Kauf genommen für ein Wohnumfeld, in dem man sich wohlfühlt. Dies kann auf die Formel: „Arbeiten in Berlin – Wohnen auf dem Land“ gebracht werden.